Mit ein bisschen Glück kann man in Berlin eine Einladung zu einer echten Zeitreise ins alte West-Berlin bekommen. In der PanAm Lounge im 10.Stock des Eden-Hochhauses an der Budapester Strasse scheint die Zeit still zu stehen.
Zwischen 1966 und ’91 gingen hier die Crews der amerikanischen Airline PanAm ein und aus. Und natürlich waren die Parties in der eigens für die fliegenden Mitarbeiter eingerichteten Lounge auch bei der Westberliner Society beliebt und begehrt. Kein Wunder, ist der Blick von der Terrasse doch unendlich weit, die Sonnenuntergänge dramatisch wie am Meer . Hier oben konnte man auch auf einer künstlichen „Insel“ ein wenig das Gefühl von Weite und Freiheit bekommen.
Heute wächst gerade eine neue Skyline der Welt- Berlin mit dem Waldorf Astoria Hotel und dem UpperEast bekommt die City West ein neues Gesicht. Nicht mehr das Europa-Center mit seinem Mercedes-Stern , sondern die beiden Türme am Anfang der Kantstrasse vermitteln besonders in den Abendstunden einen Hauch Timesquare in der Nähe des Zoos.
Nach einem Gläschen Gin-Tonic, dem Begrüßungsgetränk in der Lounge , bin ich bereit für die Geheimnisse und Geschichten, die sich um die PanAm Lounge ranken
Die Schauspielerin Natascha Bonnermann hat das Retro-Juwel vor 10 Jahren zu neuem Leben erweckt. Sie liess alles, wie es war, als die PanAm Mitarbeiter nach der Pleite ihrer Airline hier 1991 ihre letzte Party feierten. Viel Braun und Grün bestimmt das Bild. Holzvertäfelungen und Backstein an den Wänden , schwere Sessel, die Piloten sollten sich in Europa fühlen wie im britischen Club. Die Kellnerinnen tragen die original PanAm-Uniform und Namenschhilder mit dem heute nicht mehr so korrekten „Frl.“ vor dem Namen.
In der Eingangshalle befinden sich viele kleine Schließfächer. Nur wenige wurden geöffnet. Die meisten sind seit 1991 verschlossen und ich lasse meine Phantasie spielen , was die Piloten und Stewardessen hier wohl zurückgelassen haben.
Mein persönliches Highlight der Lounge befindet sich eine Etage tiefer
Dort ist die Maisonette-Wohnnung der Piloten, ebenfalls im 60 Jahre Retro-Stil. Mit Kamin im Wohnzimmer und Zebra-Muster auf dem Boden und an den Wänden des Schlafzimmers.
Im Wohnzimmer hängt ein Bild der ersten Mondlandung
Auch dahinter verbirgt sich eine Geschichte . PanAm war nämlich visionär und verkaufte Tickets für einen ersten Mondflug für Privatreisende. Leider, so viel wissen wir heute, wurde nichts daraus. Steigenden Ölpreise und der Terroranschlag auf eine PanAm-Maschine über Lockerbie machten auch diesen Traum, wie die Existenz der Fluglinie zunichte.
Heute verkauft Richard Branson Flugtickets auf den Mond und Natascha Bonnermann lädt ihre Gäste zu einem Flug in die Vergangenheit ein. Regulär geöffnet ist die PanAm Lounge leider nicht. Aber jeder, der Lust auf gelebte Berliner Geschichte hat, kann sie für seine eigene Zeitreise mieten.
Kontakt: www.panam-lounge.de