Shinrin Yoku auf Teneriffa – Peter Wohlleben über Waldbaden für Anfänger

Sonnige Aussichten im Anaga-Gebirge auf Teneriffa


Während bei uns die Bäume ihre wohlverdiente Winterruhe halten, kann man anderswo ganz einfach der schönen Tradition des Waldbadens frönen. Auf einer meiner absoluten Lieblingsinseln, der oftmals verkannten Schönheit Teneriffa , probierte ich es neulich selber einmal aus . Denn hier gibt es die unterschiedlichsten Klimazonen und damit Flora und Fauna in allergrößter Vielfalt, quasi für jeden den passenden Baum.
Um zu erfahren, was beim Shinrin Yoku mit uns passiert , führte ich ein Interview mit einem ausgewiesenen Wald-Experten. Dem Bestseller-Autor Peter Wohlleben, bekannt durch sein Buch “Das geheime Leben der Bäume”.

Copyright Peter Wohlleben


Herr Wohlleben, was genau ist “Waldbaden”?
Shinrin Yoku ist eine Erfindung des japanischen Forstamtes aus den 80ern, also keine jahrhundertealte Tradition . Aber das ist ja auch egal. Aerobic war auch eine moderne Erfindung und wurde sehr erfolgreich. Wir haben es wahrscheinlich verlernt, einfach nur in den Wald zu gehen. Bei Shinrin Yoku tut man dies nun unter Anleitung.

Kiefern auf den erkalteten Lavafeldern des Teide


Warum brauchen wir eine Anleitung zum Spazierengehen? Viele Jahrhunderte lang sahen wir die Natur als Maschine. Erst langsam ändert sich dieser Blick auf die Natur, die uns umgibt.
Lange Zeit meinte man, nur der Mensch habe eine Seele. Das sehen immer mehr Menschen jetzt anders. Sie gestehen auch Tieren so etwas wie eine Seele zu. Und eben auch Pflanzen werden nicht mehr als leblose Materie gesehen.
Diese Seele der Bäume kann man spüren, und das lernt man bei Shinrin Yoku.

Ab in den Wald ….


Was genau passiert mit uns um Wald?
Wir sehen nicht nur, sondern wir spüren. Unsere Intuition kommt hier zum Einsatz. Schon allein der Anblick von Bäumen macht uns gesünder. In einem intakten Wald sinkt unser Blutdruck. Intuitiv spüren wir, dass wir hier in einer Umgebung sind, die uns gut tut.
In einer groß angelegten Studie in Toronto fand man heraus, dass bei Menschen, die mehr als 20 Bäume in ihrem Wohnblock hatten die Lebenserwartung um 1,4 Jahre stieg.

Kierfernwald in der Corona Forestal


Was macht einen intakten Wald aus?
In einem natürlich gewachsenen Wald gibt es ein Netzwerk, es wird auch Wood Wide Web genannt in Anlehnung an das Internet. Ganz ähnlich funktioniert die Kommunikation der Bäume über ein Netz aus Wurzeln und Pilzen. Aber auch Duftstoffe dienen der Kommunikation.
Der Wald ist wie ein einziger großer Organismus. Bäume helfen sich mit Nährstoffen oder Wasser, sie waren mit Düften andere Bäume von Feinden.

Hoch hinaus im Anaga-Gebirge

Rund um den Teide gibt es einen Kranz aus Kiefern, die sogenannte Corona Forestal. Gerade im Sommer duftet es intensiv. Ist auch das heilsam für uns ?
Viele Menschen mögen den Kiefernduft. Er riecht nach Sommer und Sonne. Die ätherischen Öle der Kiefer sind antibakteriell und vitalisierend für uns Menschen. Doch die Kiefern signalisieren damit ganz einfach Stress . Ihnen ist es bei zu viel Sonne ganz einfach zu warm.


Bei so vielen unterschiedlichen Wäldern , wie auf der Insel Teneriffa , hat man die Qual der Wahl. Wie findet man also den richtigen Wald?
Da sollte man sich einfach auf sein Gefühl verlassen. Jeder Wald hat uns Menschen etwas zu geben. Man muss sich allerdings Zeit nehmen, nicht durchhetzen beim Jogging oder Mountainbiken. Spaziergänge sollte man nicht allzu intensiv planen. Am besten , man legt sich einfach mal für eine halbe Stunde unter einen Baum .

Vielen Dank , Herr Wohlleben, für das Gespräch.

Geführte Wanderungen im Anaga-Gebirge und am Teide über Hotel Oceano in Punta del Hidalgo

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