Führen lernen in Buenos Aires – Tango für Manager

Unkonventionelle Lehrmethoden findet man manchmal dort, wo man sich nicht erwartet

Bereits um 7 Uhr morgens dringen die ersten schluchzenden Violin-Klänge durch die Hotelhalle. Noch vor dem Frühstück oder dem ersten Meeting stehen rund 20 Führungskräfte aus der ganzen Welt im Ballsaal des Sheraton und wiegen sich langsam zum Takt der Musik. Isabella, die elegante Tangolehrerin beschreibt mit blumigen Worten, dass es beim traditionellen Tanz ganz besonders auf gekonnte Führung ankommt. Führung, die der andere spürt, die man aber kaum sieht. Leichter gesagt , als getan. Und so schiebt der junge Unternehmenschef aus Singapur die Marketing-Expertin aus New York über das Parkett, vorwärts und ein paar Schritte zurück. Nichts erinnert in diesem Moment an den anmutigen, facettenreichen Tanz . Und auch bei den anderen Paaren muss in Sachen Führung noch einiges getan werden, bevor es ans Tanzen geht.

Buenos Aires

Tango für Manager

 

Tango ist in Argentinien weit mehr als ein Tanz

Um es allen ganz klar zu machen, dass Tango ein Lebensgefühl und nicht nur ein langsames Geschwofe ist, zeigt Isabella den Novizen am Schluss der Stunde mit ihrem Tanzpartner , wie es richtig geht und dreht sich in scheinbar unendlich variierten Schrittfolgen gekonnt über das Parkett. So mühelos kann Führung sein.

Buenos Aires Bahnhof

Alter Bahnhof Buenos Aires

Gänzlich entkommen kann man dem Tango in Buenos Aires kaum

Überall dudelt Tango aus dem Radio, diverse Tangoshows locken Touristen aus der ganzen Welt in schummrige Säle.

Bei den zahlreichen Milongas, den abendlichen Veranstaltungen der Einheimischen , inclusive Tangokurs , geht es zu , wie bei einem altmodischen Tanztee. Jeder tanzt mit jedem , Alt und jung mischen sich, und die Zeit scheint stillzustehen.

Dabei findet man nur ein paar Schritte entfernt von den schummrigen Bars und Etablissements das modere Buenos Aires in Form des frisch renovierten Hafenviertels Puerto Madero . Google und Co. sind schon eingezogen. Junge Leute mit Starbucks-Bechern flanieren am Fluss entlang. Eine elegant gespannte Brücke verbindet beide Seiten miteinander. Ein Restaurant reiht sich an das nächste.

Puerto Madero, Buenos Aires

Auch in Sachen moderner Kunst, hat die Millionenmetropole einiges zu bieten

Ganz im Stil anderer Grossstädte werden die Museen liebevoll abgekürzt. So bietet das MAMBA, das Museo de Arte Moderno eine riesige Sammlung argentinischer Künstler der vergangenen 100 Jahre , aber auch Werke von Picasso oder Kandinsky.

Das MALBA, das Museo de Arte Latinoamericano ist eine beeindruckende private Sammlung einheimischer Künstler . Das modernste Museum der Stadt beherbergt aber auch immer wieder Gastausstellungen und ist mit seinem Museumscafe ein beliebter Treffpunkt an einem der grünsten Orte Buenos Aires.

Buenso Aires Kunst

Tischtücher als Kunst, Atelier von Kuitca

Ein besonderes Highlight ist der Besuch eines Künstlers in seinem Atelier

Guillermo Kuitca lebt und arbeitet in einem der vornehmen Viertel der Stadt. Seine Wohnung ist gleichzeitig Atelier und Ausstellungsraum. Er nimmt sich Zeit, seine Arbeit zu erklären. An den Wänden hängen runde Tischtücher , sie sind wie Tagebücher, vollgekritzelt mit Ideen und Details einer ganz bestimmten Zeit im Leben des Künstlers. Kuitca ist ein Star, er hat bereits vor Jahren im MALBA ausgestellt, aber auch Galerien und London und Zürich bieten seine Werke an.

 

Buenos Aires nach Uruguay

Fähre über den Rio de la Plata

Wer genug hat von der Stadt, der kann ganz bequem eine Fähre nach Uruguay besteigen

Der moderne Fährhafen liegt gleich nebenan. Es dauert eine Stunde, den Fluss Rio de la Plata zu überqueren – mit einem Schnellboot. Die Flussmündung ist mit bis zu 220 km die breiteste der Welt. Hier vereinen sich die Ströme Parana und Uruguay zu einem gewaltigen Mündungstrichter. Das Wasser ist schlammig braun, soweit das Auge reicht. Ein Hinweis, dass es Sedimente aus dem Landesinneren Argentieniens und Uruguays mit sich führt.

Uruaguay

Die Zeit steht still, Uruguay

Plötzlich ist alles ganze anders

Verläßt man die Fähre in Colonia del Sacramento, der ältesten Stadt Uruguays, so ist man in einer anderen Welt.

Der kleine Ort ist nicht zu unrecht UNESCO Weltkulturerbe, denn hier sieht es fast noch genauso aus, wie bei Gründung der Stadt im Jahre 1680. Wenn man von den Souvenierläden und modernen Restaurants einmal absieht.

Leuchtturm

Leuchtturm Colonia de Sacramento

In etwa einer Stunde hat man das Dörfchen mit seinem Leuchtturm erkundet und kann sich im Restaurant des kleinen Hotels Charco verwöhnen lassen. Das Essen ist hier von guter Qualität, fast überrascht es , in einem Touristen-Ort eine derart ambitionierte Küche zu finden.

Colonia de Sacramento

Hotel und Restaurant Charco

Wer nicht mehr zurück nach Buenos Aires mag, der kann mit etwas Glück übernachten. Die 6 Zimmer sind gerade in der Hochsaison heiss begehrt, und so sollte man im Voraus reservieren. Dafür bekommt man abends, wenn alle Besucher den Ort verlassen haben, eine wunderbare Ruhe und Abgeschiedenheit und eine schöne Abwechslung zur trubeligen Stadt Buenos Aires.

 

 

 

 

 

 

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