Ein Zeitreise im Val Gardena in den Südtiroler Dolomiten
Etwa eine halbe Stunde , nachdem die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, beginnt das Schauspiel . Erst Zartrosa, dann leuchtend Orange „brennen“ die hellen Bergspitzen aus Kalkstein und beschenken den Besucher in den letzten Minuten des Tages mit einem feurigen Spektakel aus Licht . Nur wenige Minuten später lässt der Abend die Farben langsam verblassen und zurück bleibt kalter Stein .
Und es beginnt eine kalte, häufig eisige Nacht . Wie jene Nacht, die vor fast 70 Jahren das Leben einer ganzen Familie für immer verändern sollte.
Am 17.August 1952 war der Bergführer Toni Demetz mit einer Seilschaft auf dem massiven Gipfel des Langkofel in den Südtiroler Dolomiten unterwegs , ein fast 3000 Meter hoher Koloss aus Stein , der wie der Rücken eines riesigen Urzeittieres aus den grünen Almen herausragt .
In diesen Gegenden kommen unvermutet und rasend schnell Gewitter auf .
Die warme Luft aus dem Tal trifft auf die kalte Bergluft. Im Laufe des Tages nimmer das Gewitterrisko immer weiter zu. Für Bergsteiger und Kletterer eine gefährliche Falle.
So wurde auch Toni Demetz mit seinen beiden Begleitern überrascht . Ein Blitz traf die Gruppe . Mitten durch den Bergführer hindurch schlug er ein , hinterließ ein Loch in seinem Hut und den jungen Mann halbseitig gelähmt . Unten im Tal sorgte sich Tonis Familie , sein Vater Guiseppe , Bergführer , wie sein ältester Sohn ,erkannte die Gefahr und hielt das Warten nicht aus . Er machte sich trotz der Gefahr durch das Wetter auf , um die Gruppe zu suchen .
Doch er kam zu spät . Sein Sohn und ein weitere Wanderer waren bereits erfroren . Voller Verzweiflung wollte sich auch der Vater vom Berg stürzen als er feststellte , daß der dritte Mann noch am Leben war . Er schnallte sich den Verletzten auf den Rücken und brachte ihn ins Tal . Erst danach barg er die Leichen seines Sohnes und des zweiten Mannes der Seitschaft.
Dieser dramatischen Geschichte haben es die Wanderer unserer Tage zu verdanken , auf rund 2700 Meter in der Scharte des Langkofel eine Schutzhütte zu finden , die Toni Demetz-Hütte , benannt nach dem verstorbenen Bergführer.
Denn sein Vater widmete fortan sein Leben dem Schutz der Wanderer und dem Gedenken an seinen Sohn .
Heute betreibt der jüngste Bruder der Familie Demetz, Enrico, die Hütte .
Traumhafte Schlafplätze für müde Wanderer
30 Schlafplätze , teils gerade mit frisch duftendem Holz renoviert , bietet das Haus. Wer den Aufstieg scheut , kann mit einer archaisch anmutenden Zwei-Mann-Gondel auf den Berg fahren und das herrliche Alpenglühen mit wunderbarem Panorama genießen .
Gegessen wird um 7, geschlafen um 9.
Klingt für verwöhnte Stadtmenschen nach Entbehrung, aber danach kann man schnell süchtig werden und so gibt es rund um das Grödner Tal, wie das Val Gardena auf deutsch heißt, eine ganze Reihe von Hütten, die man manchmal nach anstrengenden Tageswanderungen mit kleineren ausgesetzten Stellen , über die berühmten Via Ferratas, die Klettersteige oder auf ganz bequemen Touren mit gemütlichen Zwischenstopps erreichen kann.
Wer etwas Zeit mitbringt, kann in 5-7 Tagen die Tour auf der Krone der Gardena unternehmen. Rund 60 km durch den Natur-Park Puez-Geisler über das anspruchsvolle Sella Hochplateau bis zur Langkofelgruppe mit besagter Toni-Demetz-Hütte.
Zeitreise zu Fuß entlang der Berge
Immer sollte man die Augen offen halten , denn hier oben gibt es an vielen Stellen Muscheln zu finden auf den schroffen Bergen . Vor 240 Millionen Jahren wogte das Urmeer Tethys in diesem Gebiet. Das Sella-Plateau ist ein vollständig versteinertes Korallenriff, das durch die Verschiebungen der Erdplatten senkrecht aus dem Boden gehoben wurde.
An anderen Stellen findet man in zerbrochenen Steinen vollständige Muscheln oder Abdrücke von Pflanzen und Tieren , die von der Erdgeschichte lange vor unserer Zeit erzählen . Die schönsten Exemplare kann man im kleinen Museum in St.Ulrich bestaunen .
Handwerkskunst in Perfektion
Wie auch besonders schöne Exemplare der Holzschnitz Kunst , die das Tal vor mehr als 100 Jahren bis in entfernte Gegenden berühmt gemacht hat . Die Händler, die die kunstvollen Marienfiguren, Möbel oder Altäre aus Holz in alle Welt verkauften , kamen selber mit großen Gewinnen zurück und bauten die hübschesten , mit Schnitzereien verzierten Häuser im Tal, die man heute noch bewundern kann .
Einmal im Jahr findet in St.Ulrich eine Kunstmesse statt, auf der man die schönsten Schnitzereien bewundern und erwerben kann.
Wandern und Genießen sind nur zwei Gründe, ins schöne Tal zu reisen, das zum Unesco Welterbe zählt.
Bald rüsten sich die Orte für die Ski-Saison. Auf den Brettern kommen die Urlauber dann etwas rasanter in den Genuß der einmaligen Bergewelt und können von hier aus mit nur einem Skipass 1200 km Pisten ausprobieren. Von der Seiser Alm bis nach Cortina dÁmpezzo oder zu den Sextener Dolomiten. Auch im Winter zeigen sich die Dolomiten in ihrer ganzen Pracht und sportbegeisterte Menschen kommen jederzeit auf ihre Kosten.
Der Beitrag ist auf einer Pressereise entstanden.
